Seit Dezember 2015 gibt es die Geschichte von Esther Pirchner mit Illustrationen von Lilly Moser als Buch. Erhältlich in der Glasbläserei, in der Buchhandlung liber wiederin und bei der Autorin.
Im Dezember 2014 haben wir unsere Kunden gebeten, eine Geschichte zur Märchenauslage in der kleinen Vitrine zu schreiben. 5 Damen haben mitgemacht und uns ihre Version geschickt.
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"Es war Mitternacht im Zauberwald. Das Reh kostete ein wenig von dem köstlichen Fliegenpilz. Was dann geschah, …"
Anita Grundnig schreibt:
„Es war Mitternacht im Zauberwald
es wird bald Winter und nachts ist es schon kalt
das Reh kostete ein wenig von dem köstlichen Fliegenpilz
dieser aber schmeckte ein wenig nach Filz
seine Rehkollegen tun es ihm gleich
aber alle werden um die Nasen ganz bleich
sie fallen in einen tiefen Schlaf im Wald ganz hinten
keiner würde sie jemals dort finden
der Wald ist auch bewohnt von einigen Zwergen
umgeben ist dieser von hohen Bergen
des Nachts da gehen die Zwerge nie aus
denn sie fürchten sich vor dem Zauberer Klaus
er hat die Speisepilze verhext und getarnt
von ihren Freunden – den Rehen – wurden die Zwerge nicht gewarnt
es ist früh am Morgen und die Zwerge gehen alle
Pilze sammeln und damit in die Falle
vom bösen Zauber wissen die Zwerge nichts davon
und die Körbe sind bald ganz voll schon
gekocht werden die Pilze zu Mittag fein
getrunken wird dazu ein Tröpfchen Wein
sie fallen alle in einen tiefen Traum
die Tür öffnet sich – sie merken es kaum
doch es ist nicht Klaus, der vor ihnen steht
es ist eine Fee, die den Zauber verweht
die gute Fee reitet auf ihrem Einhorn davon
da erheben sich die schlafenden Zwerge schon
die Fee nun auch noch die Rehe rettet
und sich nun glücklich zum Schlafen bettet
die Zwerge die fühlen sich wieder ganz fein
dem Klaus dem heizen sie nun ordentlich ein
sie stellen ihm eine Falle im Zauberwald
legen sich auf die Lauer und stellen ihn bald
der Klaus der kann‘s noch gar nicht fassen
die Zwerge bitten ihn, sie in Ruhe zu lassen
und weil nun Weinachten ist bald
verspricht der Klaus ihnen den Frieden im Wald“
Elena Walpoth schreibt:
Was dann geschah….
…..Wie gut das schmeckte hatte es längst vergessen,
so beschloss es auch noch den Rest aufzufressen.
Da hörte es plötzlich stampfende Schritte
Und spürte mehrere leichte Tritte.
Doch wo es auch hinschaute, nirgends im Wald,
erblickte das Reh eine Gestalt.
Auf einmal hörte es jemand fragen:
„Was traust du dich an meinen Pilzen zu nagen?“
So blickte das Reh zu seinen Füßen hinunter,
da stand ein schimpfender Zwerg darunter.
Und der Zwerg in seiner Wut
Brüllte mit viel Übermut
Langsam beruhigte er sich soeben
Als das Reh anfing zu schweben.
Es stieg immer höher in die Luft
Und strampelte mit voller Wucht
Der Zwerg der hüpfte auf und nieder
Doch fing er das Reh nicht wieder
Dieses wusste noch gar nicht wie ihm geschah
Da nahm es den Zwerg nur mehr als Ameise wahr.
Na gut so hoch flogs auch wieder nicht,
war doch der Zwerg kein bsonders großer Wicht.
So brauchte es auch gar nicht lange
Da wurde diesem Angst und Bange
Rasch war kein Mucks mehr von ihm zu hören
Er wollte auch nicht länger stören
Lief zurück ins Zwergenhaus
Schaute nur ab und zu zur Tür heraus
Das Reh in der Luft bekam währenddessen
Lust auf ein gescheites Essen
Auf elegante Art und Weise
Landete es sanft und leise
Sammelte die restlichen Pilze ein
Und ging dann frisch und fröhlich heim
Und die Moral von der Geschicht:
Esst trotzdem Fliegenpilze nicht!
Ava Oguzhan (10 Jahre) schreibt:
Es war einmal im Zauberwald: hell und dunkel, groß und klein das muss wohl ein Zauber sein.
Im verschneiten Wald kostete ein Reh vom Fliegenpilz, er sah so köstlich aus! Das Rehlein konnte nicht wiederstehen! Doch dann wurde dem Rehlein ganz schwindelig und schlecht und es dachte: „Ohje ich hätte nicht von dem Fliegenpilz kosten dürfen.“ Die Zwerglein hörten das Gejammer von dem armen Tier und kamen herbeigeeilt. Das Reh war überglücklich, daß ihm nun geholfen wurde. Die Zwerglein halfen ihm so gut sie konnten. Das Einhorn hörten den Radau und dachte:“Ich werde mal vorbeischauen und nachsehen was da los ist!“.
Alle zusammen versorgten sie das Reh gut, bis es wieder ganz gesund war. Dann sagte der fünfte Zwerg Pimpel zum Reh: „Beim nächsten Mal solltest du lieber aufpassen was du kostest, daß kann nämlich böse in die Hose gehen.“
Als das Reh Junge bekam und sie vom saftig roten Fliegenpilz kosten wollten, sagte Annette, das Reh zu den Kleinen: „Nein diesen Pilz dürft ihr nicht essen, ich habe ihn einmal gekostet und nur Dank der Zwerge und des lieben Einhorns wurde ich gerettet. Also laßt die Hufe davon…“ Seitdem herrscht wieder Frieden im Zauberwald und kein Reh hat jemals mehr vom roten Pilz genascht.
Das Märchen ist aus , dort läuft eine Maus.
Barbara Votik schreibt:
Es ist Mitternacht im Zauberwald. Das Reh kostet ein wenig von dem köstlichen Fliegenpilz.
Gerade heute erst hatte ihm Fidelius, der Zwerg erzählt die Pilze seien sehr gesund und außerdem, wenn es sieben Stück um Mitternacht isst könne das Reh einen Tag lang wie die Elfen fliegen.
Es kommt ja nicht von ungefähr, dass sie Fliegenpilze heißen. Das leuchtete dem Reh schon ein, und so knabberte es einen nach dem anderen auf der Waldlichtung ab.
Wer möchte nicht mal gerne einen Tag lang die Welt im Flug betrachten. Und während es so im Mondschein vor sich hin schmatzte versank es ganz in Gedanken. „Komisch“ dachte das Reh. „Es ist ganz schön was los heut Nacht im Wald. Die Zwerge wuseln geschäftig herum, plappern durcheinander und irgendwoher kommt ein Kichern. Aber die Pilze werden immer delikater, hätte ich nicht gedacht.“
Nach einer Weile fragt es sich, warum eigentlich keiner der kleinen Gesellen die Pilze probiert; das wäre doch gerade für Zwerge so toll einmal alles von oben zu sehen. Größer sein als ein Baum,sich den Wind um die Nase wehen lassen.
Das Kichern wird immer lauter und ausgelassener. Irgendwie erinnert es das Reh auch an das Wiehern eines Pferdes.
Es blickt auf, und da schau her! Da steht ein Einhorn krumm vor Lachen am Waldesrand.
„Iss weiter, iss weiter“ ruft ein Zwerg ganz aufgeregt. „Wenn das Einhorn so lacht, den Kopf auf und ab wirft, dann springen wir auf sein Horn damit es uns in den Himmel schleudert und wir können fliiiegen“.
Esther Pirchner schreibt:
Es war Mitternacht im Zauberwald. Das Reh kostete ein wenig von dem köstlichen Fliegenpilz und sah von seinem Fensterplatz aus dem friedlichen Treiben am Selbstbedienungstresen zu. Die Kantine im Zauberwald war, seit sie die Zwerge vor einigen Jahren übernommen hatten, berühmt für ihre feinen Pilzgerichte: sautierter Maronenröhrling an einer zart abgeschmeckten Soße aus Moos- und Boysenbeeren, Schopftintlinggratin mit pochiertem Wachtelei, serviert mit einem Klecks Bärlauchpesto, und der schon oben angesprochene Fliegenpilz an Madeirasoße im Thymianhauch. Gut, die Portionen waren nicht gerade üppig – „Zwergenhappen“ spotteten die immer hungrigen Bären –, aber das Reh aß abends ohnehin lieber etwas Leichtes, das ihm nicht im Magen lag und ihm nebenbei noch angenehme Träume verschaffte.
Zufrieden dachte das Reh darüber nach, dass die Zwerge der kleinen Gesellschaft im Zauberwald tatsächlich einen gewissen Stil beigebracht hatten. Mit dem derben Wurzeleintopf der früheren Kantinen-Pächter waren auch die ruralen Manieren der Waldbewohner verschwunden. Trotzdem musste das Reh lächeln, als ihm die früheren Rangeleien an der Theke in den Sinn kamen, wenn der Dachs den Eichhörnchen wieder einmal das letzte Stück granitharten Nusskuchen vor der Nase weggeschnappt hatte (aus reiner Bosheit, denn, wie jeder im Zauberwald wusste, litt der Dachs schon seit Jahren an einer Nussunverträglichkeit).
Gerade wollte das Reh den letzten duftenden Löffel Fliegenpilze zum Maul führen, als ihn ein lautstarker Wortwechsel am Tresen aus seinen Gedanken riss. Die Bären hatten den Zwerg an der Essensausgabe wie üblich um einen Nachschlag angebettelt und wie üblich hatte sie dieser mit ein paar trockenen Eicheln abspeisen wollen. Aber anders als sonst trollten sich die Bären nicht davon, sondern versuchten – „Hier ist doch Selbstbedienung, hohoho!“ – am Zwerg vorbei an die begehrten Köstlichkeiten zu kommen. Das Reh sah gerade noch, wie sich eine Bärentatze über den Tresen schob und geradewegs in den Topf mit den Fliegenpilzen tauchte, als auch schon der Zwerg dem Bären mit dem Vorlegebesteck eins überzog und dieser laut jammernd und sich die Tatze haltend durch den Raum hüpfte.
Das war nun vom Zwerg, gelinde gesagt, äußerst unklug gewesen. Die Bären waren im Zauberwald sehr beliebt, auch wenn sie ein bisschen wild waren und nach ein paar Gläsern Met schon einmal laut singend durch den Wald polterten. Aber sie machten reizende Höhlenmalereien, waren geschickte Handwerker und veranstalteten, wenn sie wieder einmal zu einem Topf Honig gekommen waren, große, lustige Feste, gegen die – wie man im Wald scherzte – jede Vogelhochzeit ein Lercherlschaß war.
Einen Moment lang war es, bis auf das Geheul des Bären, ganz still in der Waldkantine, und die anderen Gäste beobachteten erschrocken den Bären, der nun in der Mitte des Raumes stand und dem dicke Tränen über die Wangen kullerten. Schon wollte das Reh aufspringen, um ihn zu trösten, als plötzlich ein Teller mit feinster Schwarzbeermousse auf Himbeerschaum quer durch den Raum segelte und sein Inhalt im Flug heraus- und direkt auf das blütenweiße Kochjackett des Maître de Cantine geschleudert wurde. Während der Teller hinter dem Tresen zerschellte und das Reh fasziniert auf den blau-violett-roten Fleck starrte, der unter dem Einfluss des genossenen Pilzgerichts zum Leben erwachte und sich über den ganzen Chefkochzwerg auszubreiten begann, hatte der Suppenschöpfzwerg schon eine Kelle voll Fichtenwurzelconsommé geschwungen und damit auf einen der anderen Bären gezielt. Der aber wich so geschickt aus, dass die Eichhörnchen eine unfreiwillige Suppendusche erhielten und zornig über den Tresen hüpften, um dem Wichtel eine Abreibung zu verpassen.
An allen Ecken und Enden des Raumes brach nun der Tumult los. Das Lama, ein entfernter Cousin des Rehs aus den Anden, das gerade zum Besuch der Alpinmesse im Zauberwald weilte, spuckte in hohem Bogen über den Tresen mitten hinein in die Wildkräuterbouillon. Der Dachs hatte mit einem alten Stück Nusskuchen (das er, um die Eichhörnchen zu ärgern, immer bei sich trug) einen Aushilfszwerg knockout geschlagen. Und die Wasseramsel, deren weiße, gestärkte Hemdbrust einen fetten Consomméfleck abbekommen hatte, zahlte es dem Suppenschöpfzwerg mit gleicher Münze (und eigener Munition) heim.
Sogar der zuerst getroffene Bär vergaß seinen Schmerz und stürzte sich mit Anlauf ins Getümmel. Nur das Reh, das vom Fliegenpilz ein bisschen weiche Knie bekommen hatte, hielt es für besser, sitzen zu bleiben und dem Tohuwabohu von seinem Platz aus zuzusehen. Doch gerade, als es sich gemütlich zurücklehnen wollte, erlangte der Aushilfszwerg das Bewusstsein, griff nach dem Nusskuchen neben sich, schleuderte ihn blindwütig in die Menge und geradewegs dem Reh an die Schläfe, das daraufhin sanft vom Sessel glitt.
***
Als das Reh im ersten Licht des Tages wieder zu sich kam, waren die Gäste verschwunden, und die Zwerge versuchten gerade, die Schäden im Lokal zu beseitigen: Einige Stühle und Tische waren zu Bruch gegangen, die Leuchtreklame über dem Tresen baumelte schief von der Decke, auf der einen Wand prangte ein Soßenfleck, auf der anderen klebte eine Portion Pilznudeln und die große, stets blank polierte Glasscheibe des Tresens war in tausend Stücke zersprungen. Die Aushilfszwerge schleppten Besen, Wischmopp, Putzeimer und Lappen an und gemeinsam begannen sie, die Spuren zu beseitigen, als an der schief in den Angeln hängenden Tür ein leises Klopfen zu vernehmen war und sich schließlich, als niemand „Herein!“ rief, der Bär, einen Topf Honig in der verbundenen Tatze, in den Raum schob. „Ich wollte nur, na ja, weil ich … weil wir …“, begann er, den Honig halb in Richtung Chefkochzwerg haltend, verstummte aber sofort wieder, als dieser aufhörte, die Scherben zusammenzukehren und ihn stattdessen grimmig anblickte. Der Bär schnaufte einmal tief durch, richtete sich ein wenig auf und versuchte es noch einmal: „Ich wollte halt fragen, ob ihr … ob wir … euch vielleicht ein bisschen … helfen können?“ Das Reh konnte förmlich sehen, wie es im Oberkochzwerg arbeitete, und es schienen Minuten zu vergehen, in denen er sich überlegte, ob er den Bären nicht doch hinauskomplementieren sollte, aber schließlich drückte er ihm den Besen in die Hand, ließ sich den Honigtopf überreichen, murmelte ein „Schwamm drüber“ und machte sich selbst wieder an die Arbeit.
Es wurde dann noch ein richtig lustiger Tag und Abend: Die Bären zimmerten die Möbel zusammen, drehten da eine Glühbirne und dort eine Schraube ein, hängten die Leuchtreklame wieder gerade und malten an die eine Wand ein schönes Wandgemälde, in dem die Keilerei in den lebhaftesten Farben dargestellt war, während die Eichhörnchen ihre buschigen Schwänze in Farbe tauchten und die andere Wand weißelten. Die Wassermeise wischte den Fußboden, das Reh und das Lama halfen dem Pâtissierzwerg, einen flaumigen Honig-Nuss-Kuchen zu backen, und der Dachs begann immerhin mit den Eichhörnchen keinen Streit und deckte die Tische. Am Ende sah die Kantine fast so schön aus wie zuvor, in den Töpfen dufteten die Ragouts, gefüllten Crêpes, Gratins und Tartes und die Zwerge saßen, anstatt steif hinterm Tresen zu stehen, mit ihren Gästen an den Tischen, mampften und tranken und erzählten Anekdoten aus ihrer Zeit als Hofköche bei einem gewissen Schneewittchen, das ihre Kreativität mit einer Vorliebe für rotwangige Äpfel auf eine harte Probe gestellt hatte.
Es wurde gelacht, getanzt, getrunken und das herrliche Essen gelobt. In den Morgenstunden war jeder mit jedem verbrüdert, die Bären lagen einander und der Dachs den Eichhörnchen in den Armen, die ersten Zwerge rollten sich zum Schlafen an der Seite des Rehs ein und sogar, als der Bär die Tatze durch die nun fehlende Glasscheibe hindurch zum Fliegenpilzragout ausstreckte, gab ihm der Ausgabezwerg nur einen leichten Knuff und grinste ihn von der Seite an. Und der Bär, das konnte das Reh ganz deutlich sehen, bevor ihm die Augen zufielen, grinste schelmisch zurück.