Werkstatt
Blasen vor der Lampe
So heißt das handwerkliche Verfahren bei der Hohlglasverarbeitung. Die „Lampe“ ist ein Gasgebläse, das zusammen mit dem Bunsenbrenner zum Erwärmen des Rohglases dient. Je nach Glasart benötigt der Glasbläser – der nicht mit dem aus der Glasschmelze arbeitenden Glasmacher in der Hütte zu verwechseln ist, Temperaturen zwischen 600 und 1700°C.
Glasschneidemesser, Auftreiber, Pinzetten, Rollbock, Quetscher und Messwerkzeuge sind die wichtigsten Hilfsmittel des Glasbläsers.
Glasinstrumente und Glasapparate sind typische Erzeugnisse aus Glasrohr, die sowohl vom Glasbläser vor der Lampe geblasen werden, bei großen Stückzahlen aber auch halbautomatisch oder vollautomatisch gefertigt werden.
Zu nennen sind etwa Glasgegenstände aus der ärztlichen Praxis, Apparate zur Druck- und Strömungsmessung von Gasen und Flüssigkeiten, Kühler, Retorten, Büretten, Tropfzähler, Abscheider, Analysengläser, Thermometer etc.
Zunehmende Bedeutung gewinnt das Blasen vor der Lampe in der Glaskunst.
(Quelle: Schott Glaslexikon)
Vom kleinen Glaß-Blasen/so mit der Lampen geschicht
Es ist dieses kleine Glaß-Blasen/so mit der Lampen geschicht/ ob zwar nicht der nützlichsten/ doch eines der allerzierlichsten Stücke der ganzen Glaß-Kunst; womit gewiß mancherley Ergötzlichkeiten anzustellen.
Was es aber vor eine Bewandnis mit dieser recht netten und noblen Arbeit habe/ will ich hiemit kürtzlich/ jedoch klar und warhafftig berichten:
Man muß sich erstlich eine Anzahl Stängelchen oder Röhrchen/ die inwendig hohl/ auch zum Theil Massiv seyn/ aus guten und reinen Crystallinen Glas/ und von allerley Coleuren /auf einer Glaß-Hütten bestellen und machen lassen/ die Stücken von zerbrochenem Venedischen Glaß seynd hiezu am dienlichsten.Wann nun dergleichen fertig und bey handen/ so hat man solch einen Tisch oder Werk-Stelle von nöthen… welche Lampe mit Rübsen=Oel/ oder dergleichen/ was ein jeder brennen will/ angefüllet und mit einem starken Dacht/ von gesponnener Baumwolle versehen seyn muß/ unter dem Tisch ist ein guter Blasbalg…/ Wenn nun einer von denen Arbeitern den Tritt des Balges tritt/so gibt der Blasbalg durch die dazu geleitete blecherne Röhren/ so unter den Tisch verborgen/ seinen Wind herauf/ nur muß in das Loch oder Röhre noch ein ander Röhrchen gefüget und gestecket werden/ welches Röhrchen vorn krum/ und ein kleines rundes Löchlein hat/ damit man durch den Wind eine ganze spitzige und concentrirte Flamme von dem Licht auf das Glas werffen und bringen könne/…/ Ein solches Röhrchen/ wanns auch nur mit dem Mund geblasen wird/ gibt so eine spitzige Flamme/ und vermittelst derselben so eine scharfe Hitze/ daß man auch damit das allerhart-flüssigste Glas weich machen kann.
Wann man nun ein solch gläsern Röhrchen/ an einem Ende/ auf solche Weise weich gemacht/ und an dem andern Ende darein bläset/ so kann man es in Kugeln und allerhand Dinge formiren…
(Johannes Kunckel, Ars vitraria, 1679)