Wenn die Kundinnen ihre Sonderanfertigungen anprobieren, können sie die Objekte manchmal noch nicht gleich mitnehmen, weil das Glas noch übers Wochenende „zum Entspannen“ in den Ofen muss. Wer das zum ersten Mal hört, wundert sich vielleicht. Was für ein Ofen? Wie kann man sich bei 500 Grad entspannen? Wovon denn, hat das Glas vorher Stress? Hier die Facherklärung:
Der Begriff Tempern beschreibt allgemein das Erhitzen eines Materials über einen längeren Zeitraum. Mit einem solchen Verfahren ist es beispielsweise möglich, die Verteilung mechanischer Spannungen in einem Bauteil aus Glas oder Acryl zu kontrollieren. Durch Tempern ist es aber auch möglich, gezielt die Struktur eines Festkörpers zu ändern, beispielsweise das Gefüge bei Bauteilen aus Gusseisen oder die Umwandlung der Kristallstruktur von dünnen Schichten. Im physikalischen Sinn bedeutet Tempern, dass ein Festkörper auf eine Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur erhitzt wird. Dies geschieht über eine längere Zeit hinweg (einige Minuten bis hin zu einigen Tagen). Durch die erhöhte Beweglichkeit der Atome können so Strukturdefekte ausgeglichen und die Kristallstruktur in der Nah- und Fernordnung verbessert werden. Auf diese Weise kann der Prozess des Schmelzens und (extrem) langsamen Abkühlens zur Einstellung der Kristallstruktur vermieden werden.
Das Glas wird auf eine Temperatur knapp oberhalb der unteren Entspannungsgrenze (550 Grad) gebracht und dort ausreichend lange gehalten, bis sich das gesamte Glas gleichmäßig auf diese Temperatur erwärmt hat. Dabei darf die Temperatur nicht den oberen Kühlpunkt überschreiten, um unkontrollierte Formänderungen zu vermeiden.
(Quelle: Wikipedia)