Ketten
Durch Beimengung von Metalloxiden wird das klare Glas farbig. Die Hersteller sind heute wie vor 500 Jahren regelrechte Alchimisten. Das Glas darf bei der Einfärbung seine chemischen und physikalischen Eigenschaften nicht verändern, sonst würde es bei der Verarbeitung Spannungen erzeugen und zerspringen.
Die erste Liste ist aus dem 20. Jahrhundert, das letzte Rezept stammt aus dem legendären Buch „Ars vitraria experimentalis oder Vollkommene Glasmacher-Kunst“ von Johannes Kunckel von 1679, in dem er das Wissen der venezianischen Glasmacherkunst für den deutschen Raum zusammenfasst.
Eisenoxide: grün, blau-grün oder gelb und in Verbindung mit Braunsteingelb sowie braun-schwarz in Verbindung mit Schwefel und reduzierenden Schmelzbedingungen
Kupferoxide: zweiwertiges Kupfer färbt blau; einwertiges färbt rot, daraus ergibt sich Kupferrubinglas Chrom (III)-oxid: wird in Verbindung mit Eisenoxid oder allein für die Grünfärbung verwendet
Uranoxid: ergibt eine sehr feine gelb-oder Grünfärbung (Annagelbglas oder Annagrünglas) mit grüner Fluoreszenz unter Ultraviolettstrahlung. Solche Gläser wurden vor allem in der Zeit des Jugendstils hergestellt, aufgrund der Radioaktivität des Urans wird es heute nicht mehr verwendet
Cobalt (II,III)-oxid: färbt intensiv blau
Nickeloxid: violett, rötlich, auch für die Graufärbung
Mangan (IV)-oxid: (Braunstein) als Glasmacherseife zur Entfernung des Grünstichs (durch Absorption der Komplementärfarben)
Selenoxid: färbt rosa (Rosalin) und rot (Selenrubin)
Silber: ergibt feines Silbergelb
Indiumoxid: gelb bis bernsteinorange
Neodym: rosa bis purpur, lila
Praseodym: grün
Samarium: gelb
Europium: intensiv rosa
Gold: wird als Königswasser aufgelöst und färbt rubinrot (Goldpurpur)
(Quelle: Wikipedia)
Man calciniret das Gold mit Aqva Regis, und giesst eben dieses Wasser zum fünften oder 6.ten mal darüber: Solches Gold=Pulver wird in einen reinen Tiegel gethan/ und so lang in den Reverberir-oeffelein gehalten/ biß es roth wird/ welches innerhalb ethlichen Tagen geschiehet: Dieses rothe Pulver nun/ so es einem gereinigten Crystal/ welches zum öffteren in das Wasser geworffen/ behutsam und gemächlich zugesetzt wird/ so wird es die Röthe eines wahrhafftigen oder natürlichen und undurchsichtigen Carbunckel-Steins erlangen; wie solches durch Erfahrung ist bestättiget worden.
(Johannes Kunckel, Ars vitraria, 1679)