Hier finden Sie alle Info-Texte, die bei Klick auf die Frage-Links erscheinen, kompakt zusammengefasst:
Brennero/Brenner – seit 1996
Die Glasbläserei Brennero/Brenner erzeugt seit 1996 kunsthandwerklich gefertigten Schmuck aus Glas. Ringe, Ketten, Anhänger und Perlen werden von Susi Hager vor der Glasbläserlampe kreiert.
Diese kurze Beschreibung – wie sie seit damals für die Suchmaschinen auf der Webseite steht – lässt für den eiligen Surfer doch mehrere Fragen offen; einige dieser Rätsel werden auf den folgenden Unterseiten gelöst.
Was ist eine Glasbläserlampe? Wer ist Susi Hager?
An dieser Stelle soll eine Antwort auf die Frage: „Warum heißt eine Innsbrucker Glasbläserei ‚Brennero/Brenner‘?“ versucht werden. Um diese Namensgebung zu verstehen, muss man wissen, dass der Brennerpass ein Sehnsuchtsort für Nordtiroler ist. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass dort, nur 35 Kilometer südlich von Innsbruck, der Staat Italien beginnt. Für viele Jahrzehnte war diese Grenze somit ein Tor zur fantastischen Welt der Italienischen Kulinarik (für Eingeweihte: der Brennerjause), der Ferrovie dello Stato, der Sali&Tabacchi (MS ohne Filter), des Brennermarktes und der von diesem zurückgeschmuggelten Einkäufe. Das Wissen um diese kollektive Sehnsucht kann bei einem Tiroler Zeitgenossen vorausgesetzt werden. Weiters ist es in Handwerkskreisen üblich, das zentrale Arbeitsgerät einer Lampenglasbläserei nicht mit seinem technischen Namen „Glasbläserlampe“ zu rufen sondern kurz und bündig „Brenner“.
Jeder Glasbläser arbeitet also das ganze Jahr „am Brenner“, was für Tiroler Ohren beneidenswert klingt. In der bizarren Welt der Tolomei’schen Toponomastik wurde aus dem Brennerpass dann noch die Stabreimgemeinde „Brennero/Brenner“.
Bei der Gründung der Glasbläserei stand dann eine Grundsatzentscheidung an: Soll der Betrieb nach seiner Besitzerin heißen? Susi’s Gläserkastl? Hager’sche Glasbläserei? Keine dieser Varianten konnte sich durchsetzen. Wenn man als Einzelunternehmerin beginnt, kann es auch ein Vorteil sein, hinter einem klingenden Namen ein wenig Schutz zu suchen. In der schönen Tradition, Betriebe oder Produkte nach einer – erreichbaren oder unerreichbaren – Vision zu benennen, heißen Arbeiterzigaretten oft „Noblesse“, „Ducados“ oder „Diplomat“; Die Innsbrucker Glasbläserei, in der ohnehin das ganze Jahr am Brenner gearbeitet wird, heißt folgerichtig „Brennero/Brenner“.
Wie und wo das Glas entstand
„Natürliches Glas entsteht seit jeher, wenn durch große Hitze glasbildende Gesteine schmelzen und dann rasch erstarren. Dies geschieht bei Vulkanausbrüchen, bei Blitzeinschlag in Quarzsand oder beim Aufschlagen von Meteoriten auf der Erde.
Niemand weiß genau, wann zum ersten Mal Glas künstlich von Menschenhand erzeugt worden ist. Älteste Funde – grünliche Glasperlen – stammen aus der Zeit um 3500 vor Christus.
Ursprungsgebiete des Glases sind die Länder des Vorderen Orients. Früheste Fundstätten liegen in Ägypten und im östlichen Mesopotamien (Irak). Unabhängig davon entstand Glas in Mykene (Griechenland), China und Nordtirol.
Etwa um 3000 vor Christus begannen in Ägypten Glasmacher, planmäßig Schmuckstücke und kleine Gefäße herzustellen.
Ab 1500 vor Christus entwickelten ägyptische Glasmacher die Sandkerntechnik: um einen festen Sandkern oder Tonkern herum modellierten sie gläserne Salben- und Ölbehälter. An einer Stange befestigt, tauchte der Handwerker die Form in die flüssige Glasmasse ein, und es entstand das erste brauchbare Hohlglas.
Zur Glasschmelze wurden die erreichbaren Rohstoffe herangezogen. Durch Zugabe von Kupfer- oder Kobaltverbindungen entstanden Blaufärbungen. Auch Glas mit braunem Aussehen war anzutreffen.
Die Tontafelbibliothek des assyrischen Königs Ashurbanipal (668-626 vor Christus) enthielt Keilschrifttexte mit Glasrezepten, von denen das älteste in etwa lautet: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide – und du erhältst Glas.“
Dieser Glassatz, wie der Fachmann sagen würde, enthält alle auch heute noch verwendeten wesentlichen Rohstoffe, wenn auch in groben Mengenverhältnissen.
Der niedrige Anteil an Sand lässt jedoch drauf schließen, dass man selbst um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends noch keine hohen Schmelztemperaturen erreichte.
Im Laufe der Jahrhunderte verbreitete sich die Kunst des Glasmachens immer mehr: Bald gab es im Niltal so viele Betriebe, dass von einer Glasindustrie gesprochen werden kann. Ähnlich entwickelten sich die Dinge zwischen Euphrat und Tigris im Irak, in Syrien, auf Zypern und Rhodos.
Im Raum zwischen Sidon und Babylon gelang syrischen Handwerkern wahrscheinlich um 200 vor Christus der entscheidende technische Durchbruch mit der Erfindung der Glasmacherpfeife.
Das Blasen mit der Pfeife ermöglichte es nicht nur einfache bauchige Gefäße zu fertigen, sondern auch dünnwandige, feinere, mannigfach geformte Gläser.
Zugleich bedeutete der Einsatz der Glasmacherpfeife die Vorstufe für Flachglas. Dazu wurde dann Glas zu groben zylindrischen Körpern aufgeblasen, anschließend aufgeschnitten und in noch warmem Zustand durch „Bügeln“ geglättet.
(Quelle: Schott Glaslexikon)
Venedig
Wenn sich italienische Touristen in die Nähe einer Glasbläserei bewegen, wird früher oder später ein fachmännisch-euphorisches „aaah, Murrini“ hörbar. In dieser Aussage liegt einerseits ein schwer aufklärbares Missverständnis („jedes mundgeblasene Glas stammt auch im 21. Jahrhundert aus Murano“), andererseits natürlich eine stolze Referenz an ein unleugbares Faktum der Glasverarbeitungs-Geschichte („ohne den Beitrag Muranos wäre alles anders gekommen“).
Die historischen Verdienste Venedigs um die Glasbläserkunst sind natürlich unbestritten. Auch wenn an der ligurischen Küste manche Orte Venedig den Rang streitig machen wollen – die Kontinuität und Qualität der venezianischen Glasmacher ist einzigartig. Ob nun der erste Ofen dort im fünften oder siebten Jahrhundert nach Christus gebaut wurde ist nicht so wichtig… die Phönizier waren ohnehin schon 2000 Jahre früher dran. Die zentrale Bedeutung kommt Venedig meiner Ansicht nach daher zu, weil sich konkurrierende Familien in ihren gewagten Experimenten in bis dahin ungeahnte und undenkbare künstlerische Höhen bewegt haben. Und meist ist es nicht die Kunst der Buntheit und des Überbordens, sondern jene der einfachen, reduzierten Objekte des 14. und 15 Jahrhunderts, die einen heute noch atemlos vor diesen Tellern, Schüsseln und Bechern stehen lassen. Glas hat ja einen einzigartigen Material-Vorteil, den sonst nur Edelmetalle aufweisen: Auch fünf-, sechs- oder siebenhundert Jahre nach seiner Erschaffung sieht ein Glaspokal gleich aus wie am ersten Tag. Für Planschende lästig, für die Erzeugung des klaren Glases unverzichtbar waren und sind übrigens die Algen der nördlichen Adria bzw die daraus gewonnene Pottasche. Die Beimengung dieser Ingredienz machte das Venezianische Glas relativ fälschungssicher – außerdem war es Glasbläsermeistern bei Todesstrafe verboten, ihre technischen Kenntnisse außerhalb der Insel zu verraten.
Heute besinnen sich in Murano selbst die Glaserzeuger wieder auf ihre Kernkompetenzen und versuchen nicht mehr so offensichtlich, fernöstliche Ausbeuterware an Touristen zu verkaufen (das soll übrigens in Rattenberg nicht ganz anders sein). Somit werden auch in hundert Jahren nicht die coolen skandinavischen Designer oder die findigen Waldglasbläser Washingtons Venedig den Rang als allerersten Weihe- und Verehrungsort für Glasliebhaber abspenstig machen können.
Die Glashütten zu Hall und Innsbruck
Beim Besuch der imperialen Kunst- und Wunderkammern auf Schloss Ambras bei Innsbruck steht man auch vor einigen gläsernen Objekten, die von habsburgischer Hand selbst gefertigt wurden. Diese Objekte sind schön und schlicht und sind Produkte der „Hofglashütte zu Innsbruck“ des Erzherzogs Ferdinand II. Diese Einrichtung kann man sich (Ende des 16. Jahrhunderts) etwa so vorstellen: Der kunstsinnige und steinreiche Erzherzog mietet sich für einige Monate einen venezianischen Glasbläsermeister (Venedig wurde ja praktischerweise einige Jahre davor von Ur-Großvater Maximilian unterworfen) mit allem drum und dran. Der Maestro zieht mit Rohstoffen und knowhow über den Brenner nach Schloss Ambras, wo ein Ofen gebaut wird und der Fachmann mit seinem blaublütigen Schüler nach der perfekten Form sucht. Der Erzherzog behält die schönsten Stücke für seine Wunderkammer und beschenkt Fürstenhäuser in halb Europa mit den Erzeugnissen seines originellen Hobbys.
Mindestens gleich interessant ist der etwas früher gestartete Versuch einiger Unternehmerfamilien, in Hall eine Glasfabrikation aufzuziehen, in frecher Konkurrenz zu Venedig und weil das Inntal zwischen Silberbergbau und Salzgewinnung um 1550 ohnehin so etwas wie das Zentrum der Welt zu sein glaubte. Die Produkte der Haller Glashütte (das Gebäude in der „Lend“ sieht man auf allen historischen Darstellungen der Stadt, heute ist es teil des Altersheimes) waren ambitioniert und gleichzeitig zeigen sie wie schwer es im 16. Jahrhundert schon war, auf der grünen Wiese einen Industriezweig zu etablieren. Die beiden Hauptschwierigkeiten waren einerseits die Rohstoffe – Venedig boykottierte das Tiroler Ansinnen verständlicherweise und so musste die zur Erzeugung des klaren Glases notwendige Pottasche aus Lissabon via Genua durch halb Europa geschifft und gekarrt werden – auf den Verkehrswegen von 1550! Die zweite Schwierigkeit war, dass es in ganz Tirol kaum verfügbaren Brennstoff gab. Die Saline in Hall hatte zwar mit den Kripp’schen Rechen die ideale Infrastruktur zur Anlieferung von Holz auf dem Inn geschaffen… es gelang aber den Glasbläsern nie ganz, sich eigene Holzbezugsrechte zu sichern und somit eine krisensichere Befeuerung ihrer Öfen sicher zu stellen. Die schönsten Stücke der Haller Glasmacher stehen im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
Was das Glas ist
Glas ist, als Material betrachtet, Sammelbegriff für eine kaum überschaubare Zahl von Stoffen verschiedenster Zusammensetzung, die sich in glasigem Zustand befinden.
Die Fähigkeit zur Glasbildung besitzen verschiedene chemische Stoffe, sogenannte Glasbildner, da sie Netzwerkstrukturen bilden. Das sind unter den anorganischen hauptsächlich Sauerstoffverbindungen (Oxide) von Silicium (Si), Bor (B), Germanium (Ge), Phosphor (P) und Arsen (As). Läßt man sie nach dem Schmelzen erkalten, so erstarren sie im wesentlichen ohne Kristallisation.
Bis ins 18. Jahrhundert verwendete man für die Glaserzeugung im Prinzip nur Sand, Soda, Pottasche und Kalk. Gelegentlich wurden auch Stoffe mit färbenden Metalloxiden beigemischt. Heute wird etwa die Hälfte der rund 90 auf der Erde vorkommenden Elemente bei der Herstellung von Glas eingesetzt.
Auf die Frage „Was ist Glas?“ haben die Wissenschaftler mehrere Antworten. Eine der bekanntesten lautet:
„Glas ist ein anorganisches Schmelzprodukt, das ohne Kristallisation abgekühlt, einen erstarrten Zustand annimmt.“
Oder: „Eine eingefrorene unterkühlte Flüssigkeit wird als Glas bezeichnet.“
Präziser ist schließlich folgende Definition: „Als Glas bezeichnet man alle Stoffe, die strukturmäßig einer Flüssigkeit ähneln, bei Umgebungstemperaturen aber auf Krafteinwirkungen rein elastisch reagieren und daher als fester Körper anzusprechen sind. Im engeren Sinne wird der Begriff „Glas“ für alle anorganischen Verbindungen angewendet, die diese Grundeigenschaften besitzen.“ Damit ist zugleich eine Abgrenzung gegenüber den Kunststoffen erfolgt, die teilweise auch glasähnliches Verhalten zeigen.
(Quelle: Schott Glaslexikon)
Rohstoffe für die Glasherstellung
Sand ist der wichtigste Rohstoff für Glas. Daher kann man fast überall auf der Welt Glas herstellen.
Fast die Hälfte der festen Erdoberfläche besteht aus Siliciumdioxid (SiO2), dem Hauptbestandteil der Sande und Gesteine.
Soda oder Natriumcarbonat (Na2CO3) wird als kalzinierte Soda (ein wasserfreies, weißes Pulver) dem Glasgemenge zugesetzt. Das Natron der Soda geht während der Schmelze in das Glas ein, die Kohlensäure wird frei und verflüchtigt sich.
Glaubersalz oder Natriumsulfat (Na2SO4) kann, in wasserfreier Form mit zerkleinerter Kohle vermischt dem Gemenge beigegeben, anstelle von Soda verwendet werden. Die schweflige Säure wird frei, und das Natron geht wie bei der Soda in die Schmelze ein.
Pottasche oder Kaliumcarbonat (K2CO2) ist ein körniges weißes Pulver, das früher durch Auslaugen von Holzasche (meistens von Buchen und Eichen) in großen Gefäßen (Pötten) gewonnen wurde. Heute erfolgt die industrielle Herstellung aus Kaliumsulfat. In der Glasschmelze zerfällt die Pottasche in Kalium, das als Oxid in das Glas eingeht, und Kohlensäure, die entweicht. Pottasche ergibt ein reines, farbloses Glas, wenn färbende Metalle fehlen.
Stabilisatoren zur Erhöhung der Beständigkeit, Festigkeit und Härte: Oxide des Calciums, Magnesiums, Aluminiums und Zinks, sowie Bortrioxid.
Kalk oder Calciumcarbonat (CaCO3) kommt in der Natur als Kalkstein, Kalkspat, Marmor oder Kreide vor. Bei einer Temperatur von etwa 1000°C entweicht dem Kalk die Kohlensäure. Übrig bleibt Calciumoxid, sogenannter Kalk, der in das Glas eingeht. Kalk wird beigemengt, um die Härte und chemische Beständigkeit (Resistenz) des Glases zu verbessern.
Tonerde (Aluminiumoxid) verbessert die chemische Resistenz und erhöht die Zähigkeit
Bleioxide: Pbo (Bleiglätte) und Pb3O4 (Mennige) erniedrigen die Schmelztemperatur, führen zu geringerer Härte, aber höherer Lichtbrechzahl des Glases, die in der Brillanz zur Geltung kommt
Bariumoxid: wird hauptsächlich in optischen Gläsern eingesetzt
Borverbindungen
Färbungsmittel
Trübungsmittel
Glasscherben: wirken wie Flussmittel und beschleunigen das Flüssigwerden des Sandes
(Quelle: Schott Glaslexikon)
Welches Glas verwendet wird
Borosilikatglas
SiO2 (81%)
B2O3 (13%)
Na2O&K2O (4%)
Al2O3 (2%)
Wärmedehnung (linear) 3,3*1o-6/K
Dichte 2,23g/cm³
Elastizitätsmodul 64kN/mm²
Zugfestigkeit (feuerblank) ~90 N/mm²
Berechnungskennwert für Dauerbelastung ∼6 N/mm²
Lichtbrechzahl(nd) 1,473
Elektr. Volums-Widerstand bei 250°C 10 Ω cm
Transformationstemperatur (Tg) 525°C
Erweichungstemperatur (Ew) 820°C
Das Fundament für die moderne Glastechnologie legten zwei deutsche Wissenschaftler. Otto Schott (1851-1935), aus einer lothringischen Glasmacherfamilie stammend, Chemiker und Glastechniker, ging der Abhängigkeit der physikalischen Eigenschaften des Glases von seiner Zusammensetzung nach. Er untersuchte den Einfluß fast aller Elemente auf die Glasschmelze. Glas wurde sozusagen ein zweites Mal erfunden. 1879 trat Otto Schott mit Ernst Abbe (1840-1905), Professor in Jena und Mitinhaber der Firma Carl Zeiss, in Verbindung. Abbe brauchte für seine hochwertigen optischen Instrumente geeignete Gläser. Otto Schott gelang nach jahrelangen Versuchen mit der 93. Schmelzprobe ein optisches Glas von idealer Beschaffenheit. Im Glastechnischen Laboratorium Schott und Genossen in Jena entwickelte er ein lithiumhaltiges Thermometerglas, das sich unter Wärmeeinwirkung kaum ausdehnte, technische Gläser (Borosilikatgläser), optische Gläser für Mikroskope und Gläser für lichtstarke Fotoobjektive. Hitzebeständiges Glas zum Kochen zog in die privaten Haushalte ein und machte „Jenaer Glas“ international bekannt.
Borosilikatglas weist einen höheren Anteil an Sio2 auf als Kalknatron- oder Bleigläser, nämlich 70 bis 80 Gewichts%. 7 bis 13% entfallen auf Bortrioxid (B2O2), 4 bis 8% auf Na2O und K2O sowie 2bis 7% auf Aluminiumoxid (Al2O3).
Gläser mit solcher Zusammensetzung besitzen eine hohe Beständigkeit gegen chemische Einwirkungen und Temperaturunterschiede. Daher finden sie vornehmlich für Produktionsanlagen aus Glas in der chemischen Industrie, in Laboratorien, als Ampullen und Fläschchen in der pharmazeutischen Industrie, zur Verpackung von Injektionsmitteln oder als hochbelastbare Glühlampengläser Verwendung. Aber auch im Haushalt kommt Borosilikatglas vor: Back- und Auflaufformen sowie anderes „feuerfestes“ Geschirr sind daraus gefertigt.
(Quelle: Schott Glaslexikon)
Die Farbe im Glas
Durch Beimengung von Metalloxiden wird das klare Glas farbig. Die Hersteller sind heute wie vor 500 Jahren regelrechte Alchimisten. Das Glas darf bei der Einfärbung seine chemischen und physikalischen Eigenschaften nicht verändern, sonst würde es bei der Verarbeitung Spannungen erzeugen und zerspringen.
Die erste Liste ist aus dem 20. Jahrhundert, das letzte Rezept stammt aus dem legendären Buch „Ars vitraria experimentalis oder Vollkommene Glasmacher-Kunst“ von Johannes Kunckel von 1679, in dem er das Wissen der venezianischen Glasmacherkunst für den deutschen Raum zusammenfasst.
Eisenoxide: grün, blau-grün oder gelb und in Verbindung mit Braunsteingelb sowie braun-schwarz in Verbindung mit Schwefel und reduzierenden Schmelzbedingungen
Kupferoxide: zweiwertiges Kupfer färbt blau; einwertiges färbt rot, daraus ergibt sich Kupferrubinglas Chrom (III)-oxid: wird in Verbindung mit Eisenoxid oder allein für die Grünfärbung verwendet
Uranoxid: ergibt eine sehr feine gelb-oder Grünfärbung (Annagelbglas oder Annagrünglas) mit grüner Fluoreszenz unter Ultraviolettstrahlung. Solche Gläser wurden vor allem in der Zeit des Jugendstils hergestellt, aufgrund der Radioaktivität des Urans wird es heute nicht mehr verwendet
Cobalt (II,III)-oxid: färbt intensiv blau
Nickeloxid: violett, rötlich, auch für die Graufärbung
Mangan (IV)-oxid: (Braunstein) als Glasmacherseife zur Entfernung des Grünstichs (durch Absorption der Komplementärfarben)
Selenoxid: färbt rosa (Rosalin) und rot (Selenrubin)
Silber: ergibt feines Silbergelb
Indiumoxid: gelb bis bernsteinorange
Neodym: rosa bis purpur, lila
Praseodym: grün
Samarium: gelb
Europium: intensiv rosa
Gold: wird als Königswasser aufgelöst und färbt rubinrot (Goldpurpur)
(Quelle: Wikipedia)
Man calciniret das Gold mit Aqva Regis, und giesst eben dieses Wasser zum fünften oder 6.ten mal darüber: Solches Gold=Pulver wird in einen reinen Tiegel gethan/ und so lang in den Reverberir-oeffelein gehalten/ biß es roth wird/ welches innerhalb ethlichen Tagen geschiehet: Dieses rothe Pulver nun/ so es einem gereinigten Crystal/ welches zum öffteren in das Wasser geworffen/ behutsam und gemächlich zugesetzt wird/ so wird es die Röthe eines wahrhafftigen oder natürlichen und undurchsichtigen Carbunckel-Steins erlangen; wie solches durch Erfahrung ist bestättiget worden.
(Johannes Kunckel, Ars vitraria, 1679)
Glasbläser oder Glasmacher?
Blasen vor der Lampe
So heißt das handwerkliche Verfahren bei der Hohlglasverarbeitung. Die „Lampe“ ist ein Gasgebläse, das zusammen mit dem Bunsenbrenner zum Erwärmen des Rohglases dient. Je nach Glasart benötigt der Glasbläser – der nicht mit dem aus der Glasschmelze arbeitenden Glasmacher in der Hütte zu verwechseln ist, Temperaturen zwischen 600 und 1700°C.
Glasschneidemesser, Auftreiber, Pinzetten, Rollbock, Quetscher und Messwerkzeuge sind die wichtigsten Hilfsmittel des Glasbläsers.
Glasinstrumente und Glasapparate sind typische Erzeugnisse aus Glasrohr, die sowohl vom Glasbläser vor der Lampe geblasen werden, bei großen Stückzahlen aber auch halbautomatisch oder vollautomatisch gefertigt werden.
Zu nennen sind etwa Glasgegenstände aus der ärztlichen Praxis, Apparate zur Druck- und Strömungsmessung von Gasen und Flüssigkeiten, Kühler, Retorten, Büretten, Tropfzähler, Abscheider, Analysengläser, Thermometer etc.
Zunehmende Bedeutung gewinnt das Blasen vor der Lampe in der Glaskunst.
(Quelle: Schott Glaslexikon)
Vom kleinen Glaß-Blasen/so mit der Lampen geschicht
Es ist dieses kleine Glaß-Blasen/so mit der Lampen geschicht/ ob zwar nicht der nützlichsten/ doch eines der allerzierlichsten Stücke der ganzen Glaß-Kunst; womit gewiß mancherley Ergötzlichkeiten anzustellen.
Was es aber vor eine Bewandnis mit dieser recht netten und noblen Arbeit habe/ will ich hiemit kürtzlich/ jedoch klar und warhafftig berichten:
Man muß sich erstlich eine Anzahl Stängelchen oder Röhrchen/ die inwendig hohl/ auch zum Theil Massiv seyn/ aus guten und reinen Crystallinen Glas/ und von allerley Coleuren /auf einer Glaß-Hütten bestellen und machen lassen/ die Stücken von zerbrochenem Venedischen Glaß seynd hiezu am dienlichsten.Wann nun dergleichen fertig und bey handen/ so hat man solch einen Tisch oder Werk-Stelle von nöthen… welche Lampe mit Rübsen=Oel/ oder dergleichen/ was ein jeder brennen will/ angefüllet und mit einem starken Dacht/ von gesponnener Baumwolle versehen seyn muß/ unter dem Tisch ist ein guter Blasbalg…/ Wenn nun einer von denen Arbeitern den Tritt des Balges tritt/so gibt der Blasbalg durch die dazu geleitete blecherne Röhren/ so unter den Tisch verborgen/ seinen Wind herauf/ nur muß in das Loch oder Röhre noch ein ander Röhrchen gefüget und gestecket werden/ welches Röhrchen vorn krum/ und ein kleines rundes Löchlein hat/ damit man durch den Wind eine ganze spitzige und concentrirte Flamme von dem Licht auf das Glas werffen und bringen könne/…/ Ein solches Röhrchen/ wanns auch nur mit dem Mund geblasen wird/ gibt so eine spitzige Flamme/ und vermittelst derselben so eine scharfe Hitze/ daß man auch damit das allerhart-flüssigste Glas weich machen kann.
Wann man nun ein solch gläsern Röhrchen/ an einem Ende/ auf solche Weise weich gemacht/ und an dem andern Ende darein bläset/ so kann man es in Kugeln und allerhand Dinge formiren…
(Johannes Kunckel, Ars vitraria, 1679)
Handelsnamen von Borosilikatglas
Borosilikatglas wird in leicht unterschiedlichen Zusammensetzungen unter verschiedenen Handelsnamen angeboten:
Borofloat von Schott, ein Borsilikatglas, das wie Fensterglas in einem Floatprozess zu flachen Scheiben gegossen wird.
BK7 von Schott, ein Borosilikatglas mit besonders großer Reinheit. Haupteinsatzgebiet sind Linsen und Spiegel für Laser, Kameras und Teleskope.
Duran von Schott, ähnlich wie Pyrex, Simax oder Jenaer Glas.
Fiolax von Schott; Haupteinsatzgebiet sind Behälter in der Medizin.
Ilmabor von TGI; Haupteinsatzgebiet sind Gefäße und Geräte in Laboren und für Medizin.
Jenaer Glas von Zwiesel Kristallglas, ehemals Schott AG. Haupteinsatzgebiet ist Küchengeschirr.
Pyrex von Arc International Cookware, ehemals Corning; Haupteinsatzgebiet ist Küchengeschirr, ehemals auch Laborbehälter.
Rasotherm von VEB Jenaer Glaswerk Schott & Genossen, fand breite Anwendung als Technisches Glas.
Simax von Pegasus Industrial Specialties oder Kavalier Glaswerke, ähnlich wie Pyrex oder Jenaer Glas.
Willow Glass ist ein alkalifreies, sehr dünnes und biegsames Borosilikatglas der Firma Corning.
(Quelle: Wikipedia)
Reparatur
Wenn der Lieblingsring, einem Osterhasen die Ohren, die Öse eines Anhängers oder ein Glas bricht, ist das kein Grund, alles wegzuschmeißen.
Bei uns wird (fast) alles repariert. Unser Spezialglas kann in der Flamme nach kurzer – manchmal auch langer, je nach Dicke des Glases – Erwärmung wieder verschmolzen werden.
Die außergewöhnlich hohe Hitzebeständigkeit des Borosilikatglases ist in seiner Zusammensetzung und Herstellung begründet. Einer der wichtigsten Bestandteile ist das Element Bor, das auch bei der traditionellen Glasherstellung zum Einsatz kommt. Im Fertigungsprozess selbst wird das Borosilikatglas einer extrem hohen Temperatur ausgesetzt und dann sehr schnell stark heruntergekühlt. Diese plötzliche Abkühlung verdichtet die Oberfläche des Glases und sorgt für seine unvergleichbare Robustheit. So kann Borosilikatglas sehr niedrigen Temperaturen bis zu -40 Grad Celsius sowie extremer Hitze von bis zu 300 Grad Celsius ohne Probleme widerstehen.
(Quelle: markenzeichen GmbH)
Am Wochenende muß das Glas entspannen…
Wenn die Kundinnen ihre Sonderanfertigungen anprobieren, können sie die Objekte manchmal noch nicht gleich mitnehmen, weil das Glas noch übers Wochenende „zum Entspannen“ in den Ofen muss. Wer das zum ersten Mal hört, wundert sich vielleicht. Was für ein Ofen? Wie kann man sich bei 500 Grad entspannen? Wovon denn, hat das Glas vorher Stress? Hier die Facherklärung:
Der Begriff Tempern beschreibt allgemein das Erhitzen eines Materials über einen längeren Zeitraum. Mit einem solchen Verfahren ist es beispielsweise möglich, die Verteilung mechanischer Spannungen in einem Bauteil aus Glas oder Acryl zu kontrollieren. Durch Tempern ist es aber auch möglich, gezielt die Struktur eines Festkörpers zu ändern, beispielsweise das Gefüge bei Bauteilen aus Gusseisen oder die Umwandlung der Kristallstruktur von dünnen Schichten. Im physikalischen Sinn bedeutet Tempern, dass ein Festkörper auf eine Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur erhitzt wird. Dies geschieht über eine längere Zeit hinweg (einige Minuten bis hin zu einigen Tagen). Durch die erhöhte Beweglichkeit der Atome können so Strukturdefekte ausgeglichen und die Kristallstruktur in der Nah- und Fernordnung verbessert werden. Auf diese Weise kann der Prozess des Schmelzens und (extrem) langsamen Abkühlens zur Einstellung der Kristallstruktur vermieden werden.
Das Glas wird auf eine Temperatur knapp oberhalb der unteren Entspannungsgrenze (550 Grad) gebracht und dort ausreichend lange gehalten, bis sich das gesamte Glas gleichmäßig auf diese Temperatur erwärmt hat. Dabei darf die Temperatur nicht den oberen Kühlpunkt überschreiten, um unkontrollierte Formänderungen zu vermeiden.
(Quelle: Wikipedia)
Geschirrspüler geeignet
Viele meiner Kunden erzählen mir, wie vorsichtig und behutsam sie meine Trinkgläser reinigen und trocknen. Das wäre gar nicht notwendig, denn anders als „weiche“ Glasarten ist Borosilikatglas spülmaschinenfest und behält seinen charakteristischen Glanz über viele Jahre. Daher ist es besonders für den täglichen Gebrauch geeignet.
Eiskugeln
Eiskugeln legt man in den Tiefkühlschrank, läßt sie gefrieren und verwendet sie wie Eiswürfel, immer wieder…
Weil diese aus einem besonders resistenten Glas hergestellt werden und auch noch genug Luft haben, daß sich das Wasser beim Frieren ausweiten kann, springen sie nicht. Schon die Herstellung ist angewandte Physik: sobald die Kugel geblasen ist, stellt man das noch offene Röhrchen in eine farbige Flüssigkeit, beim Abkühlen der heißen Luft im Glas zieht diese sich zusammen und damit das Wasser in den Hohlraum.